Die Kelten
Hervorgegangen aus der Verschmelzung der Kulturen der indoeuropäischen Reiterkrieger mit der Urbevölkerung der Hackbauern und Megalithleute entstand ca 500-800 v. Chr. (Hallstadtzeit) in Mittel- und Westeuropa eine neue Bauernkultur. Die Menschen dieser Kultur bezeichnen wir als Kelten.
Alles ist beseelt
Im keltischen Weltbild war alles belebt und beseelt und offenbarte sich als ansprechbarer Naturgeist, als Gott oder Göttin. Es gab nicht die Religion, sondern alles war stets im Wandel begriffen.
Neben der alltäglichen Wirklichkeit existierte die Anderswelt, in der alle Geistwesen zu Hause sind. Die Menschen waren sich dieser Anderswelt stets bewusst. Fachleute für diese Bereiche waren die keltischen Schamanen: Druiden und Barden.
Die Zeit wurde nicht linear, sondern als Kreis empfunden, z.B. der Jahreskreis, darin die Monatskreise, Tageskreise, Stundenkreise... Auch jeder Mensch durchlebte in jedem Leben den Zyklus des Werdens, Wachsens und Vergehens, um danach wieder neu geboren zu werden. Die Angst vor dem Tode war ihm dadurch fremd.
Eine besondere Bedeutung hatten die Bäume, die heilig waren. So wurde die Zeitrechnung anhand der Bäume dargestellt und auch jedem Buchstaben im Alphabet (Ogham) war ein Baum zugeordnet. Selbst das dreiteilige Universum wurde als lebender Baum, als kosmische Eiche empfunden.
Die ersten nachhaltig wirtschaftenden Ackerbauern
Die Kelten, deren Landschaft sich aus Wald, Wiesen, Weiden und Ackerland zusammensetzte, lebten in Großfamilien und Einzelhöfen oder in kleinen Weilern. Ihre Tiere lebten mit ihnen unter einem Dach. Neben den Einzelhöfen gab es Flieh- oder Wehrburgen (Oppida).
Die Kelten waren ausgezeichnete Acker- und Viehbauern und erfanden viele noch heute gebräuchliche Landgeräte wie z.B. den Wende- oder Räderpflug mit eisenbeschlagenen Pflugscharen. Sie waren die ersten, die nachhaltig wirtschafteten, indem sie kompostierten Mist auf die Äcker ausbrachten und die Fruchtfolge beachteten.
Keltisches Erbe im Kommen
Die Kelten haben ihr Wesen in alle Kulturen des Abendlandes hineingebracht und diese mit spirituellen und künstlerischen Impulsen befruchtet. So verdanken wir ihnen z.B. die traditionellen Bauerntänze und Reigen. Auch das jahreszeitliche bäuerliche Brauchtum, die Bauernregeln und Rätsel haben keltische Wurzeln.
In den Märchen (= Nachricht, Kunde) wurden Botschaften aus der Anderswelt, von Göttern und Göttinnen überbracht.
In den folgenden Bereichen tritt das Keltentum als unterschwellige Strömung wieder an die Oberfläche:
1. Ökologie
Es wird immer häufiger versucht, die Natur als ganzheitlichen lebenden Organismus zu verstehen, der auch beseelt ist.
2. Spiritualität
Die „macht euch die Erde untertan-Mentalität“ weicht zunehmend einer Öffnung für die Achtung anderer Wesenheiten. Naturgeister und Engel kommen vermehrt ins Bewusstsein. Das Bild der Wiedergeburt und der damit verbundenen Verantwortung für das eigene Tun gewinnt an Bedeutung.
3. Frauenbewegung
Bei den Kelten waren Mann und Frau gleichrangig. Die Frau wurde als Geliebte, Mutter, lebenserfahrene alte Weise und Erhalterin des Lebens respektiert. Auch diese Einstellung wird uns zunehmend vertrauter.
4. Heilkunde
Die Pflanzenheilkunde wird immer häufiger als wirksame Alternative zur Schulmedizin angesehen. Die traditionelle schamanische Heilweise, in der die metaphysischen Aspekte mit einbezogen werden, um auch auf der Seelenebene heilen zu können, erfreut sich zunehmender Aufmerksamkeit.
Wichtigste Quellen:
Wolf-Dieter Storl: Pflanzen der Kelten. Aarau, 2000.
Tom Cowan: Die Schamanen von Avalon. Kreuzlingen, 1998